Volleyball-Training per MOOC: Andreas Wilkens im Interview

Ende Februar startet auf mooin der zweite Teil des Volleyball-Trainer-MOOCs. Dieser behandelt wieder viele spannende Fragen rund um das Volleyball-Training. Wir fragten bei dem Macher Andreas Wilkins nach, was die Teilnehmer erwartet, woher die Idee für diesen MOOC kam und welchen Einfluss der erfolgreiche erste Teil hatte.

Wie bist Du auf die Idee gekommen einen Volleyball-Trainer-MOOC zu erstellen?

Das war eigentlich eine logische Konsequenz aus meinen üblichen Tätigkeiten: Seit mittlerweile 20 Jahren bin ich als Referent in der Aus- und Weiterbildung von Volleyball-Trainern tätig; und seit 15 Jahren bin ich Hochschuldozent in Online-Studiengängen.

Vor etwa fünf Jahren bin ich dann auf ein amerikanisches Projekt aufmerksam geworden, welches Online-Kurse für Volleyball-Trainer anbietet und ich dachte: So etwas brauchen wir in Deutschland auch!

Die nächsten zwei bis drei Jahre habe ich dann immer wieder überlegt, wie man das technisch umsetzen könnte – und dann kam oncampus mit der MOOC-Plattform und alles ging ganz schnell.

Mit über 1.400 Teilnehmern war der MOOC ein großer Erfolg. Was waren Deiner Meinung nach die Gründe dafür?

Ich glaube, dass 1.400 Teilnehmer erst der Anfang sind. Das Teilnehmerpotential ist noch viel größer, aber viele Trainerinnen und Trainer im deutschsprachigen Raum wissen noch gar nichts von diesem Angebot. Es spricht sich erst langsam herum, was man nicht zuletzt daran merkt, dass die Anmeldezahlen für den ersten MOOC auch nach dem offiziellen Ende des Kurses stetig weiter gestiegen sind. Alle Kursunterlagen über das Training sind ja weiterhin online für Jeden erreichbar, es ist alles kostenlos.

Hattest Du Unterstützung von den Volleyball-Landesverbänden oder hast Du diese Reichweite allein erreicht?

Da ich, was den Sport Volleyball betrifft, im Nordwestdeutschen Volleyball-Verband beheimatet bin, war dieser Verband auch der offizielle Träger des MOOCs. Es gab aus meinem Verband auch etwas Unterstützung, aber hier ist noch Potential nach oben.

Der Schleswig-Holsteinische Volleyball-Verband und der Volleyball-Verband Mecklenburg-Vorpommern haben den Volleyball-TrainerMOOC ebenfalls unterstützt, wofür ich sehr dankbar bin.

Alle weiteren Verbände in Deutschland habe ich über den MOOC informiert, aber von dort kam entweder gar keine Antwort, oder es war nur eine abwartende Haltung erkennbar, bis hin zu kompletter Ablehnung.

Das klingt nicht besonders überschwänglich, ist das frustrierend? Schließlich war das Feedback der Kursteilnehmer doch überwiegend positiv!

Das stimmt: von den Kursteilnehmerinnen und Kursteilnehmern kam fast ausschließlich ein sehr positives Feedback, man kann es heute noch im Feedback-Forum des MOOCs nachlesen.

Was die Verbände betrifft, so war ich schon froh, überhaupt drei auf meiner Seite zu haben. Man darf nicht vergessen, dass der Volleyball-TrainerMOOC etwas ganz Neues ist. So etwas gab es in der Vergangenheit noch nicht und deshalb wissen viele nicht, wie sie damit umgehen sollen.

Außerdem gibt es viel Ehrenamtlichkeit in den Verbänden, so dass die entscheidenden Personen sich oftmals nicht primär dem Volleyballsport widmen können. Die Verbandsarbeit ist somit vielfach beschränkt auf ein enges Zeitfenster. Da passt eine neue Sache wie der MOOC nicht so gut zusätzlich hinein, da viele zeitlich sowieso schon an der Belastungsgrenze agieren.

Und was die offene Ablehnung betrifft: So etwas kann schon frustrieren, aber ich war darauf vorbereitet. Ich hatte erst wenige Monate zuvor das Buch von Gunter Dueck gelesen: „Das Neue und seine Feinde- Wie Ideen verhindert werden und wie sie sich trotzdem durchsetzen“. Es ist schon erstaunlich, wie genau die Beschreibungen in diesem Buch auf das Erlebte mit dem Volleyball-TrainerMOOC passt. Jedem, der etwas Neues in die Welt bringen will, kann ich diese Lektüre nur empfehlen!

Ende Februar startet ein zweiter Volleyball-Trainer-MOOC. Worin unterscheidet sich dieser vom ersten Teil?

Der größte Unterschied wird sein, dass der zweite MOOC sehr viel mehr auf Video und weniger auf Text setzt. „Video ist der neue Text“, hatten mir die MOOC-Experten bei oncampus im letzten Jahr gesagt, und es stimmt: Wenn man sich anschaut, wie viele Menschen heutzutage auf Videoplattformen wie YouTube unterwegs sind, und wenn man erkennt wie viele Postings in sozialen Netzwerken wie Facebook heute ein Video enthalten, dann ist das ein deutlicher Trend hin zu den bewegten Bildern.

Außerdem kann man in Videos gerade in einer zeitkritischen und bewegungsintensiven Sportart wie Volleyball bestimmte Dinge oder Zusammenhänge viel besser darstellen.

Dieses Mal hattest Du auch prominente Unterstützung, unter anderem von Felix Koslowski, Volleyball-Bundestrainer der Damen. Wie kam es dazu?

Das war ganz einfach: Ich habe ihm die Idee hinter dem MOOC kurz erklärt und dann gefragt, ob er mitmacht. Er hat nicht lange überlegt, sondern sofort mit „Ja“ geantwortet. Das ganze Gespräch hat keine fünf Minuten gedauert. Noch am selben Tag habe ich meine Kameras bei ihm im Training aufgestellt.

Dasselbe habe ich auch an verschiedenen anderen Stellen erlebt, wenn man mit den verantwortlichen Trainern spricht. Mehrere Bundesligisten und mehrere Olympiastützpunkte in Deutschland machen mit. Alle haben sofort „Ja“ gesagt. Alle sind daran interessiert, dass wir gemeinsam den Volleyball-Sport weiterentwickeln, und eine Fortbildung von Trainerinnen und Trainern ist ein Baustein dieser Weiterentwicklung.

Diese Erfahrung passt dann aber ja gar nicht zu der abwartenden oder ablehnenden Haltung vieler Verbände!

Sagen wir einfach: Viele Verbände haben die Vorteile eines MOOCs noch nicht erkannt. Ich bin guter Hoffnung, dass sich mit der Zeit bei immer mehr Entscheidungsträgern die Erkenntnis durchsetzt, dass es im Internet keinen Sinn macht, das Rad immer neu zu erfinden.

Der Volleyball-TrainerMOOC ist ein offenes Projekt, in das sich jeder Trainer oder Verband gerne einbringen kann. Es wird immer einfacher auch hochwertige Videos zu erstellen und fast jeder trägt mittlerweile eine Videokamera in seinem Smartphone mit sich herum. Früher brauchte man für viele Dinge Spezialisten. Die heutige Technik und das Internet machen aber immer mehr für den Normalbürger möglich. Die Welt entwickelt sich einfach in diese Richtung.

Welche MOOCs über Volleyball hast Du für die Zukunft geplant?

Der Bereich „Kinder- und Jugendtraining“ wird meines Erachtens immer ein Schwerpunkt sein. Es gibt viele Trainerinnen und Trainer, auch außerhalb der Volleyball-Hochburgen, die mit viel Engagement ihre Schützlinge ausbilden. Und erfahrungsgemäß sind alle immer auf der Suche nach sinnvollen Ideen, wie sie ihr Training weiterentwickeln können.

Auch Beach-Volleyball ist ein weiteres interessantes Thema. Nach der Gold-Medaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro 2016 würde es Deutschland sicher gut tun, wenn wir hier etwas in Bewegung setzen, was der Masse an talentierten Spielerinnen und Spielern weiterhilft.

Hier geht es zum Volleyball-TrainerMOOC. Dort kannst du mehr über Aufschlag, Angriff, Abwehr, Annahme, Spieler oder Volleyballtraining lernen.

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Über Andreas Wilkens und seine Erfahrungen im Volleyball-Training

  • Volleyball-B-Lizenz-Trainer
  • Referent in der Traineraus- und -weiterbildung des Nordwestdeutschen Volleyball Verbands e.V.
  • Mitglied im Lehrausschuß des NWVV

Andreas Wilkens ist Jahrgang 1971 und wohnt in der Gemeinde Bad Zwischenahn, Niedersachsen.

Im Alter von 16 Jahren hat er erstmals eine Volleyball-Mannschaft trainiert. Nach seiner Ausbildung bis zum B-Lizenz-Trainer wurde er 1997 Referent in der Train14eraus- und -weiterbildung in Niedersachsen.

Von 1998 bis 2004 war er im Trainer- und Betreuerstab der Deutschen Sitz-Volleyball-Nationalmannschaft der Herren auf verschiedenen Positionen tätig: Bundes-Co-Trainer, Bundestrainer und Team-Manager. Insgesamt vier Medaillen bei Europa- und Weltmeisterschaften gewann die Mannschaft in dieser Zeit. Höhepunkt war die Teilnahme an den Paralympics Sydney 2000.

Auf Vereinsebene trainiert er bis heute Mannschaften im unteren und mittleren Leistungsbereich.

Der verheiratete Familienvater hat zwei Kinder und ist studierter Informatiker. Seit 2002 ist er als Hochschullehrer an der Hochschule Emden/Leer tätig. Hier unterrichtet er vorrangig in den Online-Studiengängen Medieninformatik und Wirtschaftsinformatik. Seine Studierenden wählten ihn in den Jahren 2011 bis 2016 kontinuierlich zum Teacher of the Year unter allen Dozentinnen und Dozenten im Verbund der Virtuellen Fachhochschulen Deutschlands.

Volleyball-TrainerMOOCs sind die logische Konsequenz aus seinen beiden Tätigkeitsfeldern Referent in der Trainerausbildung und Hochschullehrer in Online-Studiengängen. Denn auch Volleyball-Trainern kann man online Wissen vermitteln.

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