Identitätsdiebstahl: So schützt du dich richtig! (VISIT)

Identitätsdiebstahl

Identitätsdiebstahl kommt in der heutigen digitalen Welt immer häufiger vor. Man spricht von einem Identitätsdiebstahl (IDD) oder -missbrauch, wenn unbefugte Dritte die Identität einer Person annehmen, um durch das Abgreifen von Daten z. B. einen Kredit oder sonstige Vorteile, meist finanzieller Natur zu erlangen. Das von der EU geförderte Projekt VISIT möchte die Menschen für dieses Thema besser sensibilisieren.

Dank der neuen und sehr erfolgreichen Amazon-Serie „Sneaky Pete“ ist das Thema Identitätsdiebstahl in aller Munde. Dort stiehlt der kriminelle Protagonist Marius die Identität seines Zellengenossen Pete, um sich bei dessen Familie einzunisten und Geld zu stehlen. Das ist gute, kurzweilige Unterhaltung mit einem ernsten Hintergrund.

Aber das Thema ist leider keine reine Fiktion und nicht nur Stoff für Erfolgs-Serien, sondern entwickelt sich zu einem ernstzunehmenden Problem. Und das Internet macht es möglich. Deswegen ist der Schutz im Netz für die Sicherheit der eigenen Identität sehr wichtig, um vom Nutzer nicht auch zum Opfer zu werden.

Wie funktioniert Identitätsdiebstahl?

Häufig braucht es nicht mehr als den Namen, eine E-Mailadresse und das Geburtsdatum, um einen Account im Internet anzulegen. Gerade im Online-Handel kommt es immer häufiger vor, dass Betrüger sich über fremde Namen Waren bestellen, Daten abgreifen und an Paketstationen liefern lassen. Bezahlt wird mit geklauten Daten oder gar nicht. Die Betroffenen merken das in der Regel erst, wenn sich Banken, die Schufa oder Gerichtsvollzieher melden.

Immer wieder tauchen solche Fälle in der Öffentlichkeit auf. In Finnland kam es beispielsweise 2012 zu einem Autoeinbruch, bei dem ein Portemonnaie mit allen Dokumenten gestohlen wurde. Die bestohlene Person ließ zwar alle Konten und Kreditanträge in der Bank sperren, aber die Sperre hatte nur zwei Jahre Bestand.

2014 merkte sie, dass auf ihren Namen Kredite gewährt wurden, eine Geburt im Krankenhaus geschah unter ihrer Identität und noch weitere Auffälligkeiten waren die Folge. Zwar wurden die drei Betrügerinnen verhaftet und müssen ihrem Opfer 21.000 Euro für moralische Schäden, Verleumdung sowie rechtliche und sonstige Ausgaben zahlen, aber der Fall zeigt sehr anschaulich wie schnell Identitäten missbraucht werden können.

Situation in Deutschland

Häufig lassen sich solche Identitätsdiebstähle erst erkennen, wenn es zu spät ist. Und nicht immer gehen solche Fälle mit einem solch hohen Schadensersatz aus wie in Finnland. Gerade online lassen sich die Kriminellen kaum zurückverfolgen. Deswegen ist es so wichtig, für dieses Thema sensibilisiert zu werden.

In Deutschland sind oft auf den Social-Media-Kanälen sehr aktive Jugendliche davon betroffen. Insgesamt sind dreimal so viele junge Menschen sind von einem Missbrauch oder Diebstahl der Identität betroffen: fast 83 Prozent der 16-19-jährigen waren es in Deutschland 2015. Fast 40 Prozent vergessen sihttps://www.sicher-im-netz.de/press/releases/tag-der-jugend-2015-jugendliche-im-netz-gefaehrdetch nach der Nutzung auszuloggen. Die Leichtsinnigkeit zu sorglos mit den eigenen Daten umzugehen, muss abgestellt werden.

Was kann alles passieren?

Gesetzesbrecher, die über private Informationen dritter Personen verfügen, können eine Vielzahl krimineller Handlungen begehen. Dazu gehört zum Beispiel das Antreten einer Arbeitsstelle in deinem Namen und das Beziehen von Unfallversicherungsbeiträge. Mit deinem Namen können sie aber auch eine kriminelle Karriere auf- sowie ausbauen. Auch Haftbefehle können auf deinen Namen ausgestellt sein. Die Kriminellen können aber auch falsche Ausweise und Pässe mit deinen Daten und ihrem eigenen Foto herstellen.

Woher kommen die Daten?

Das fängt mit den eigenen Profilen in den sozialen Netzwerken an. Alles, was du bei Facebook, Twitter, Instagram und Co. an Informationen oder Fotos darüber streust kann theoretisch verwendet werden. Aber wusstest du, dass es legal ist, den Müll von anderen Personen zu durchsuchen? Sobald du deinen Müll rausgebracht hast und weggehst, kann jeder darauf zugreifen. Jetzt gilt dein Müll als sogenanntes „gemeinsames Gut“.

Viele sind sehr unvorsichtig und schmeißen ihre Kontoauszüge, Kreditkartenübersichten, Geschäftsunterlagen oder persönliche Krankenakten in den Müll. Auch alte Schecks oder Kreditkarten finden sich dort häufig wieder. Hier gilt der Spruch: „Des einen Müll ist des anderen Gold.“

Identitätsdiebstahl und -missbrauch kommt immer häufiger vor.

Auch über das Telefon kann versucht werden Identitäten abzugreifen. Einige Kriminelle verwenden aggressive Verkaufstechniken, meist über das Telefon. Dabei geht es nicht darum, Produkte zu verkaufen, sondern um Identitäten zu stehlen. Mit Hilfe falscher Behauptungen machen sie dir beste Angebote und schaffen es so, dass du deinen Vor- und Nachnamen, dein Geburtsdatum, deine Privatadresse sowie andere sensible Daten freigibst. So kannst du schnell zum Opfer werden.

Unterschiedliche Arten von Identitätsdiebstahl

Es gibt sehr unterschiedliche Arten von Identitätsdiebstahl. Auf die folgenden sollte man achten:

  • Klonen der Identität: im alltäglichen Leben die Identität einer dritten Person annehmen
  • Krimineller IDD: sich als eine andere Person ausgeben, um eine Straftat zu begehen
  • Synthetischer IDD: Vollständig oder in Teil fingiert
  • Medizinischer IDD: um medizinische Versorgung, verschreibungspflichtige Medikamente widerrechtlich zu erlangen
  • IDD bei Kindern: Kriminelle nehmen die Identität Minderjähriger für persönliches Gewinnstreben an
  • Finanzieller IDD: um Kredite, Waren und Dienstleistungen zu beziehen.

Was solltest du schützen?

Jetzt stellt sich die Frage, wie du dich selbst schützen kannst. Hier ein paar Beispiele:

  • Schütze deine Unterlagen, deine Privatadresse und deine persönlichen Daten inkl. Geburtsdatum
  • Schütze deine Bankkonten und sei vorsichtig, was du auf Facebook, Twitter, Instagram, Pinterest usw. veröffentlichst
  • Schütze die Inhalte auf deinem Mobiltelefon und Computer
  • Öffne keine Anhänge unbekannter Absender

Was kannst du tun?

  • Sei stets aufmerksam und kontaktiere www.idprotection.eu bei Vorfällen, die du bereits hattest
  • Prüfe, ob es in Deutschland ein Gesetz gegen Identitätsdiebstahl gibt
  • Weiß die Polizei über diese Deliktsform Bescheid?
  • Prüfe regelmäßig deine Bankkonten und -verbindlichkeiten und vor allem deine Kreditwürdigkeit.
  • Denke daran: je länger Kriminelle unentdeckt bleiben, umso mehr Schaden entsteht.

Mit Hilfe eines Google Alerts kannst du leicht prüfen, ob du betroffen bist. Das Hasso-Plattner-Institut bietet mit dem Identity Leak Checker die Möglichkeit zu prüfen, ob die eigene E-Mail-Adresse, der Name, die Passwörter, die Adresse oder Kreditkartendaten  von einem Diebstahl betroffen sind. Nutze diese Hilfsmittel, verwende überall sichere Passwörter und versuche im Netz nicht zu viel von Dir preis zu geben.

Über VISIT

Hinter der Abkürzung  VISIT steckt die Bezeichnung „Victim Support for Identity Theft“. Das ist ein 29 Monate laufendes Projekt, das von der Generaldirektion „Migration und Inneres“ der Europäischen Kommission und dem Programm „Prevention of and Fight against Crime“ unterstützt wird.

Das Ziel ist es, Fälle von Identitätsmissbrauch sowie illegale Methoden im Internet zu analysieren, das Bewusstsein zu schärfen und Strategien zum Schutz von Identitäten zu fördern. Partner sind die Fachhochschule Lübeck, die Result Group GmbH, die Universität Jyväskylä aus Finnland und die Guard Nacional Republicana aus Portugal.

Weitere Unterstützung bietet Dir der kostenlose englischsprachige Kurs über Identitätsdiebstahl und -missbrauch von VISIT. Du kannst hier darauf zugreifen.

Gefördert durch die Europäische Union.

Ein Kooperationsprojekt zwischen vier europäischen Partnern, mit finanzieller Unterstützung vom Programm „Prevention of and Fight against Crime“ der Europäischen Union, Europäische Kommission, Generaldirektion „Migration und Inneres“.

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